Werdet wie die Kinder

Werdet wie die Kinder

Gestern ist viel passiert. Ich bin mit meinem inneren Kind konfrontiert worden. Mehrfach. Konfrontiert mit meinem Urvertrauen, mit der Verschmelzung von Puppe und Puppenspielerin.

Ein weiterer Link zu Corona von einer Freundin ließ die Seifenblase „ich bin Erwachsen“ platzen, wofür ich sehr Dankbar bin, da dieser Link einen einzigen Satz auslöste, in den es hinein zu spüren gilt:

ICH KOMME MIT DEM WAS (DA DRAUSSEN) GESCHIEHT NICHT KLAR.

Mein Verstand musste natürlich sofort seinen Senf dazu geben: Du verhälst dich wie ein Kind! Werde erwachsen.

Ich spürte, es ist durchaus legitim sich in dieser Situation wie ein Kind zu fühlen, dass einfach nicht versteht, was um es herum geschieht.

Werde erwachsen.

Werd erwachsen und töte endlich das Kind in dir ab?
Was bedeutet denn „erwachsen“ sein?

Ich lese und höre mir viele Erwachsene im Internet an. Erwachsenen Politiker, Wissenschaftler, Virologen, Freund*innen und die meisten tun so, als hätten sie wirklich eine Ahnung, was da auf uns zugerollt ist … als hätten sie alles unter Kontrolle … als hätten sie DIE Wahrheit …

Das ist, was die meisten Erwachsenen ihre ganzes Leben tun: Sie spielen Erwachsensein, tragen eine Maske die erwachsen aussieht um dahinter das verschreckte, ängstliche, orientierungslose, überforderte Kind zu verstecken …

Angst

Ich habe nach der Angst in mir gesucht. Und konnte/kann sie nicht finden. Ich habe früh gelernt, keine Angst mehr zu spüren … Klar hatte ich „Angst“ wie ein Kind nun einmal Angst hat, wenn die Elter sich prügeln … Was ist als Kind verloren habe, ist die Angst vor dem Tod. Ich habe mit der Möglichkeit gelebt, dass er (mein Vater) irgendwann zu weit geht, meine Mutter todschlägt und danach mich, seine – wie ich glaubte, verhasste Tochter, dessen war Vater er … angeblich … nicht war …

Und vielleicht, ja vielleicht habe ich mich schon sehr früh aus dem Staub gemacht und nie wirklich wieder ganz zurück ins diesen irdischen, verwirrenden Wahnsinn zurück gefunden. Zurück gefunden in das was Erwaschsene „meinen“, das sei Leben. Ein Leben in dem verletzte Kinder, „ich bin nun Erwachsen“ miteinander spielen …

Danke, darauf verzichte ich. Ich habe dieses „ich bin Erwachsen-Spiel“ so SATT! Und spiele es irgendwie trotzdem den ganzen Tag. Was soll ich tun? Mich zuzummenrollen wie als Kind, ins Kissen hinein SCHREIEN und Weinen, mich wie zu Stein erstarrt fühlen?

Nein, dies ist heute nicht mehr dran, ich bin längst kein Stein mehr.

Wenn ich kein Stein mehr bin, was bin ich dann? … … … …

Ich bin ein Kind, dass sich nach einer satten grünen Wiese sehnt, einem rotten Luftballon in der Hand, umgeben von Bäumen, Blumen, Bienen, Schmetterlingen, an einem gurgelnden Bach sitzen der in die Unendlichkeit fließt. Ein Kind das zum Singen der Vögel durch die Fülle an Duft, Farben, Schönheit, schwebt …

„Du musst dich ERDEN!“

Ich habe nicht mitgezählt wie oft ich diesen Satz schon gehört habe. In meiner Ausbildung zum kreativen Tanz, sah ich selbst, dass ich „nur“ nach oben tanzen kann … Und auch später in meinen Ausbildungen zeigte sich immer wieder, dass ich nur wenig mit diesem irdischen Verwurzelt bin.

In der Meditation letzte Nacht, „sah“ ich, dass ich ein „falsches“ Bild von Verwurzeln habe. Verwurzeln hieß für mich, mich mit dem Menschlichen zu verwurzeln … und das werde ich so nie können/wollen. Ich dachte, es hieße mitzuspielen in diesem Wahnsinn von Recht haben, Gier, Machtstreben, Prestige und hierarchischen Strukturen …

In der Erwachsenen ist kein Vertrauen, ist keine Liebe, ist keine Lebensfreude, ist Antrengung, Überlebenskampf, angenommen werden, gesehen werden, ernst genommen werden, Recht-Haben, dazu gehören, hinein passen, das „richtige“ tun … und so weiter und so fort.

Werdet wie die Kinder

„Wahrlich, ich sage euch, so ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nimmermehr in das Reich der Himmel eingehen …“ Matthaeus 18:3

Ja, auch in der Bibel, in einem Meer von überflüssigen Geschreibsel, gibt es Perlen der Weisheit.

Was bedeutet, wie die Kinder werden für mich?

Wir kommen auf diese Erde als unschuldig und rein an. Göttlicher Ausdruck. Pure Quelle. Pure Puppenspieler*in. Dann beginnt die Umformung zum Menschsein, was wir Erziehung nennen mit dem Ziel, ein vollwertiges Mitglied einer Idee von Gesellschaft heran zu züchten und mehr und mehr verlieren wir die Unschuld und die Reinheit. Lernen zu kämpfen, zu tricksen, schön zu reden, sich anzupassen, diesen menschlichen Wahnsinn als „so ist halt Leben“ zu akzeptieren, zu werden, zu sein …

ICH KOMME MIT DEM WAS (DA DRAUSSEN) GESCHIEHT NICHT KLAR.

Gestern spürte ich es durch und durch und erlaube mir nun, für wie lange auch immer, das überforderte, orientierungslose, verunsicherte Menschenkind zu spüren.

Ja, ich fühle mich überfordert.
Ja, ich fühle mich orientierungslos.
Ja, ich fühle mich verunsichert.
Ja, ich weiß nicht was Morgen ist.
Ja, ich habe keine Antwort.

Und JA, JA, JA – all das darf da sein.

Bild inspiriert durch Doris Bürgler – Neurographik eine kreative Transformations-Methode

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