Worte wie Balsam

Worte wie Balsam

„Hola Michèle. Wenn alles Bewusstsein ist, also jeder Lebensentwurf sich entfalten will und eine Aufgabe hat, dann scheint sich irgendetwas gezwungen zu sehen, uns Menschen eine Nachricht zukommen zu lassen. Darüber denke ich nach. In diesen Zeiten in in der Tat auffällig, dass Worte wie Liebe, Freundschaft, Zuneigung und Zusammenhalt wieder mehr Bedeutung haben. Hass, Missgunst und Egoismus, sowieso überflüssig, verlieren an Boden. Der Hausarrest (Ausgangssperre) zeigt eindeutig, was die Freiheit in den westlichen Demokratien bedeutet und das diese wunderbar ist. Ebenso unser Gesundheitssystem, das ausgezeichnet arbeitet, und das ich immer schon sehr gut gefunden habe. Die Politik, immer schon kritisiert, leistet in dieser Zeit ausgezeichnete Arbeit. Das ist meine Meinung. Was ist Deine?“.

Mein lieber Freund,

deine Worte wirken wie Balsam auf meine innere Aufgebrachtheit – ja, ich fühle mich aufgebrochen, innerlich zerbricht gerade etwas. Ich fühle viel Trauer in mir. Gestern habe ich mit Mila weiter die untere Küche renoviert und bin dann, wie jeden Spätnachmittag mit Pepino und Sidi raus – dass ich raus darf, dass ich im Campo lebe wo dies möglich ist und ich nicht in einem Gebiet lebe wo die Ausgangssperre mich von Mutter Natur trennt, ich fühle tiefe Demut und Dankbarkeit, doch eben auch Trauer, im Wahrnehmen des „Krieges“ (meine Empfindung) der in den Socialmedia abgeht. Menschen holen ihr Schwert der Worte hervor und köpfen sich gegenseitig. Setzen andere ins Unrecht und realisieren nicht einmal, dass sie sich dabei ins allein gültige Recht-Haben setzen, aus der Augenhöhe fallen, sich drüber stellen … Freundschaften zerbrechen, da einander nicht zugehört wird, andere Meinung mit dem Hinweis, dass man ein/e Verschwörungstheoretiker*in ist, seinen Mund mal halten soll, wenn man so desinformiert ist, Freunden mit Kündigung der Freundschaft gedroht wird, wenn man ihre Meinung nicht teilt – boah eh, dass bringt/bricht mich auf und wirft mich auf mich selbst zurück – der einzige Ort wo ICH BIN – und das ist gut so …

Gestern Abend fühlte ich mich wie ein ausgedrückter Schwamm aus dem meine Tränen tropfen. Ich bin entsetzt und habe für mich entschieden, Facebook oder zumindest Corona-Themen für mindestens 10 Tage zu verlassen um mein inneres Gleichgewicht wieder zu installieren, um mich auf das Licht und die Liebe zu fokussieren, um meine Kraft der Liebe zu stärken die ich als Energie ins Gewebe der Menschen und des Universums fließen lassen kann/will.

Deine Frage, „was ist deine Meinung“, ich sagte es schon, wirken wie Balsam und berühren mich wie das sanfte berührt werden durch die Flügel eines Engels des Lichts. Ich glaube, dass ich dich gut genug kenne, dass selbst wenn ich eine andere Meinung habe, du nicht das Schwert ziehen und über mich richten wirst, sondern es dir anhörst (durchließt), wirken lässt und für dich heraus kritilisierst, was davon du mit im Blick haben kannst/willst und was nicht zu deinem Sein passt und dies ohne mich verurteilen und angreifen zu müssen. Dafür mein Freund, schätze und liebe ich dich. Das ist für mich zwischenmenschliche Kommunikation, einfach sagen zu können, ich sehe es anders aber sehe auch, was du siehst und im Endeffekt mir eingestehen zu „müssen“, dass ich bezüglich dieser Krise absolut nicht weiß. Ich nur ein Sandkorn bin, welches unmögliche wissen kann, was wirklich wahr ist, was da wirklich geschieht.

Meine Gedanken der letzten Tagen findest du in meinem Blog, wenn du lesen magst. Seit gestern Abend habe ich keine Meinung mehr zum momentanen Geschehen. Ich werde leerer und leerer, dass fühlt sich zwar nicht besonders schön an, da der Mensch, und da schließe ich mich nicht aus, nach Antworten die eine vermeitliche Sicherheit und Richtung und Glauben an etwas, strebt. Ich verliere gerade den Glauben, dass ich irgend etwas über Corona weiß. Zu konträr sind die Informationen die man finden kann.

Was Corona bei mir bewirkt ist, mir wieder Bewusst zu sein, dass ich nichts weiß. Dass es eine Sicherheit wie wir dies als Kinder bräuchten, nicht gibt. Dass auf alles was auch immer geschieht, es unendliche mögliche Sichtweisen und Interpretationen, „Wahrheiten“, gibt.

So habe ich für mich entschieden, mich aus dem Krieg des „ich hab Recht und du hast Unrecht“ heraus zu nehmen und die geschenkte Zeit der inneren Einkehr durch das Wegfallen der äußeren Betriebsamkeit, zur Reinigung meines Gedankenmühls zu nutzen.

In Liebe,

Michèle, Geschichtenerzählerin

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