Leben und Sterben

Leben und Sterben

Keine Ahnung, warum mich heute das Thema Tod beschäftigt. Vielleicht, weil ich spüre, dass etwas in mir, etwas aus mir, aus meinem Leben gerade stirbt …

Für mich ist das Leben immer auch Sterben. Sterben aus Programmierungen, aus Glaubenskonstrukten, aus Situation, aus Orten – und es ist immer ein unruhiger Prozess, da ich keine Ahnung über das Danach, keine Ahnung habe was die Zukunft mir bringt oder nimmt …

Manchmal mache ich eine Sterbeübung. Ich lege mich hin und lasse mich von dem Gedanken überflutten was bleibt, was wichtig ist, wenn ich in ein paar Tagen sterbe. Und jedes Mal kommt das gleiche Gefühl hoch, wie bei meinem Nahtoderlebnis. Ich werde traurig. Tränen kullern aus meinen Augen. Ich bin ganz bei meiner geliebten Tochter und der Trauer, den Schmerz den sie dadurch – unweigerlich erleben wird. So ich vor ihr meine Reise hier beende. Dies hoffe ich von ganzen Herzen, mit der ganzen Kraft meiner Liebe für sie. Auch wenn ich weiß, dass sie eine tiefe Trauer und den Schmerz des Verlustes erfahren wird …

Was ist ein natürlicher Tod?

Menschen sterben durch Krankheiten, durch Unfälle, durch die Einwirkung des Menschen an Hunger, durch Kriege, durch Empathielosigkeit ertrinken sie im Mittelmeer, u.a. durch elterliche Gewalt stirbt täglich mindestens ein Kind … Durch Herzinfarkte durch Streß ausgelöst, sterben Menschen, durch Suizid, bei jeder Grippewelle sterben jährlich Menschen. Es gibt Länder in denen täglich Menschen sterben, vom Staat ermordert werden, weil sie z.B. Homosexuell sind, weil sie eine Frau ohne Kopftuch sind, und, und, und …

Was davon ist ein „natürlicher“ Tod?

Für mich ist jede Einwirkung des Menschen, der Mensch, Tier und Natur zerstört (tötet) ein unnatürlicher Tod – oder zumindest kann und will ich dies nicht akzeptieren, da ich davon ausgehe, dass wir einen freien Willen haben und uns für das Licht oder die Dunkelheit entscheiden können/müssen. Kurzversion im Wissen um die tiefen Wunden, die in Menschen geschlagen wurden, die einem anderen Menschen das Leben nehmen … Doch was ist mit den Regierungen die Kriege führen? Sind auch dies tief verwundete Menschen die „Probleme“ nur durch Gewalt glauben lösen zu können? Was ist mit der Ausbeutung von Kindern durch Kinderarbeit? Was mit den Menschen die Kinder zu tode missbrauchen? Sind dies alles einstige tief verwundete Kinder? …

Ja, das sind Fragen die mich schon seit meiner Kindheit beschäftigen. Warum „musste“ mein Vater fast jede Nacht meine Mutter verprügeln? Uns Kinder verprügeln? … Für mich war dies nicht nur beängstigen sondern schmerzlich und verwirrend, aber vor allem deshalb, da etwas in mir wusste, dass dies nicht „natürlich“ ist … Wider unserer heilen Natur ist. Dass da etwas schief läuft. Und so entstand schon früh der Wunsch in mir, dass wenn ich groß bin, zu verstehen, warum Menschen tun was sie tun …

Ehrlich gesagt, habe ich bis heute keine befriedigende Antwort darauf gefunden. Entsteht alle Dunkelheit aus Kindheitswunden? …

No lo se! Ich weiß es nicht. Gehe aber davon aus, denn was wäre, wenn unsere Normalität in der wir leben, dass Leben schützen würde. Wenn Liebe unser Motor wäre? Wenn uns wirklich bewusst wäre, dass die Gewalt die wir Mensch, Tier und Natur antun, Gewalt an uns selbst ist? …

Engel des Todes

Als Kind, ich war zirka 5 Jahre, musste ich ins Krankenhaus zu einer Polypen-OP. Ich saß auf dem Schoß des Arztes und man stülpe mir eine Maske mit Äther übers Gesicht. Das war eine irre Erfahrung. Alles begann sich vor meinem inneren Auge in tausend Formen und Farben zu drehen … Irgendwie total faszinierend und schön. Auch wenn mir nach der OP speiübel war und ich erst einmal nur noch kotzte …

Ich weiß nicht ob in der folgenden Nacht oder etwas später, hatte ich einen Traum, den ich nie vergessen habe und der vielleicht meine Auseinandersetzung mit dem Tod bewirkte. Ich träumte, dass ich erwachsen bin und in einem Krankenhaus die Zimmer der Sterbenden betrete. Ich war ganz weiß angezogen und durchscheinend. Meine Aufgabe war es, den Sterbenden die Angst vor dem Tod zu nehmen. Sie spüren zu lassen, dass etwas wundervolles auf sie wartet und sie glücklich sterben dürfen, es keinen einzigen Grund gibt, Angst vor dem Tod zu haben …

Schlimmer als der Tod ist für mich, ein Leben in Angst vor dem Tod. Oder ein Leben in der der Tod einem nicht aus schier unerträglichen Situationen abholt. Wie dies Menschen und Tieren geschieht, die durch Menschenhand gequält, missbraucht, geschunden werden.

Ist in unserem Lebensskript die Art wie wir Leben und Sterben, vorherbestimmt?

Manche Menschen sagen, es gibt keine Täter und Opfer – alles was ein Mensch erfährt, hat dieser sich vorgenommen zu erfahren. Uff … Klar stelle ich mir die Frage, was wenn es so ist? Dann könnte ich damit aufhören, mich gegen Gewalt aufzulehnen und diese einfach als „natürlich“ hinnehmen. Kann oder eher, will ich aber nicht, da ich spüre, dass es auch ganz anders sein könnte. Dass es eine Form von Leben gibt, die so gar nichts mit dem zu tun hat, wie wir Erdenkinder leben.

Einige sagen, ich hätte wohl noch eine Erinnerung an einen Ort, an dem Leben, Lieben und nichts anderes bedeutet. Kann sein. Ich wusste für mich als Kind schon, dass jede Form von Gewalt, ob durch die Hand oder das Wort, „unatürlich“ ist … Ich war oft verwirrt oder eigentlich ständig verwirrt ob dem was ich erlebte und sah und hörte … Es war so gar nicht das was ich in mir trug. Es war so gar nicht das, was ich fühlte, wie man miteinander leben kann und wie schön und gut, dies sich anfühlt.

Ich hatte das Glück, dass wenn es mir zuviel wurde, bekam ich hohes Fieber. So hoch, dass ich dem was „normal“ in unserer Familie wahr, enthoben wurde. Oder, wenn ich schier vor Angst umkam, begann ein Licht in mir auf Herzhöhe zu leuchten und ich wurde ganz ruhig. Fühlte mich geborgen und verlor die Angst vor dem Tod. Sollte mein Vater mich nun Todschlagen, dann war dies in diesem Moment mit meinem Einverständnis … Es fühlte sich in mir in Ordnung/Richtig an …

Und trotzdem zerreißt es mir ob der menschlichen Gewalt durch das Lebendiges stirbt, bis heute das Herz. Es blutet. Es weint seit ich mich zurück erinnern kann.

Und ja, ich würde alles dafür geben um diese Art des Sterbens durch Menschenhand, aufzulösen.

Obwohl ich mich an die Erfahrung erinnere, dass ich offensichtlich öfters einen Moment erfuhr, bei dem ich mein Einverständnis gab. So auch bei der Nahtoderfahrung vor 5 Jahren obwohl davor soviel Schmerz und Trauer da war und ich nur eines wollte, überleben – dann plötzlich war da dieses Gefühl, der Impuls oder was auch immer, der JA zum Tod sagte. Der das Einverständnis gab. Dann war nur noch Stille und Frieden – der so überwältigen und unendlich ist, dass es sich für mich nicht in Worte fassen lässt …

Ich fühle, dass ein erfülltes Leben damit zusammenhängt, sich der ständigen Anwesenheit des Todes bewusst zu sein. Dass es notwendig wäre, eine andere Sichtweise auf den Tod zu haben – sowohl für die Sterbenden wie für die Hinterbliebenen. Der Tod ist lediglich ein Übergang von einem Zustand in einen anderen. Wir sind EWIG. Nichts was ist, kann vollständig weg sein. Wohin sollte etwas das vergeht auch gehen, außer in die Unendlichkeit? …

Was wäre, wie würde die Welt aussehen, wenn wir ganz und gar in Frieden mit dem Bewusstsein der Vergänglichkeit dieser Reise hier auf Erden, lebten?

Würden wir alle nur das Beste daraus machen?

 

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